1898 | Dr. med. Wilhelm Heinrich Schüßler über die Charakteristiken der biochemischen Mittel:
Die schwefelsauren Salze.
Die bei der Oxydation der Eiweißkörper entstehende Schwefelsäure würde die Gewebe zerstören, wenn sie nicht im Zustande des Werdens mit Basen kohlensaurer Alkalien (Kali und Natron), unter Ausscheidung der Kohlensäure, sich verbände.
Schwefelsaurer Kalk.
In Moleschott’s „Physiologie der Nahrungsmittel“ ist der schwefelsaure Kalk als Nahrungsstoff aufgeführt. Das betr. Werk ist im Jahre 1859 erschienen. — Seitdem hat manche Anschauung eine Berichtigung erfahren.
In Bunge’s Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie, welches im Jahre 1887 erschienen ist, findet sich der schwefelsaure Kalk nur in Gallenanalysen, und zwar nur in zwei Analysen, in zwei anderen nicht (Seite 189 u. 190).
Auf Seite 23 seines Lehrbuches sagt Bunge vom Schwefel: „Hauptsächlich in der Form des Eiweißes gelangt er in den Thierkörper und geht dort aus der Spaltung und Oxydation des Eiweißes zum größten Theil wiederum in der höchsten Oxydationsstufe als Schwefelsäure hervor. In dieser Form an Alkalien gebunden verläßt es den Thierkörper, um den Kreislauf auf’s Neue zu beginnen.“
An „Alkalien“, d. i. an Kalium und Natrium, also nicht an Erden: Calcium und Magnesium, ist die Schwefelsäure im Organismus gebunden.
Der schwefelsaure Kalk ist zwar gegen manche Krankheiten (Eiterungsprocesse, Haut- und Schleimhaut-Affectionen) mit Erfolg angewendet worden; da er aber, wie aus Obigem ersichtlich, nicht in die constante Zusammensetzung des Organismus eingeht, so muß er von der biochemischen Bildfläche verschwinden.
Statt seiner kommt Natrum phosphoricum resp. Silicea in Betracht.