1898 | Dr. med. Wilhelm Heinrich Schüßler über die Charakteristiken der biochemischen Mittel:
Die schwefelsauren Salze.
Die bei der Oxydation der Eiweißkörper entstehende Schwefelsäure würde die Gewebe zerstören, wenn sie nicht im Zustande des Werdens mit Basen kohlensaurer Alkalien (Kali und Natron), unter Ausscheidung der Kohlensäure, sich verbände.
Schwefelsaures Natron.
Die Wirkungen des Natriumsulphates sind denen des Chlornatriums entgegengesetzt. Beide haben zwar die Eigenschaft, Wasser anzuziehen, doch zu entgegengesetzten Zwecken. Das Chlornatrium zieht das Wasser an, welches im Organismus verwerthet werden soll; das Natriumsulphat zieht das in Folge der rückschreitenden Zellenmetamorphose entstehende Wasser an und bewirkt die Ausscheidung desselben aus dem Organismus.
Das Chlornatrium bewirkt die zur Vermehrung der Zellen erforderliche Theilung derselben; das Natriumsulphat entzieht den ausgedienten Leucocyten Wasser und veranlaßt dadurch deren Zerfall. Es ist daher das Heilmittel der Leukämie. Das Natriumsulphat reizt, wie im Folgenden näher angegeben, Epithelzellen und Nerven.
In Folge der durch Natriumsulphat angeregten Thätigkeit der Epithelzellen der Harncanälchen tritt überschüssiges Wasser mit den darin gelösten, resp. suspendirten Producten des Stoffwechsels in die Nieren, um als Harn durch den Weg der Harnleiter und der Blase den Organismus zu verlassen.
Indem das Natriumsulphat die Epithelzellen der Gallengänge, der Pancreasgänge und des Darms reizt, bewirkt es die Absonderung der Secrete der genannten Organe.
Das Natriumsulphat hat auch die Aufgabe, die Funktionen der Nerven des Gallenapparates, des Pancreas und des Darmes anzuregen.
Werden die sensorischen Nerven der Harnblase nicht durch Natriumsulphat gereizt, so kommt das Bedürfniß, Harn zu lassen, der betr. Person nicht zum Bewußtsein: daher erfolgt ein unwillkürlicher Abgang des Harns (Bettnässen).
Werden die motorischen Nerven des Detrusors nicht gereizt, so entsteht Harnverhaltung.
In Folge einer unregelmäßigen Einwirkung des Natriumsulphates auf die Epithelzellen und die Nerven des Gallenapparates entsteht eine Verminderung resp. eine Vermehrung der Gallen-Se- und Excretion.
Werden die motorischen Nerven des Dickdarms nicht in genügendem Maße vom Natriumsulphate beeinflußt, so entstehen Verstopfung und Blähungskolik.
Wenn in Folge einer Störung in der Bewegung der Natriumsulphat-Moleküle die Elimination des überschüssigen Wassers aus den Intercellularräumen zu langsam von Statten geht, so entsteht eine Hydrämie. Die Hydrämie, resp. die Functionsstörungen im Gallenabsonderungsapparate sind die Bedingungen für das Entstehen folgender Krankheiten:
Wechselfieber, Gallenfieber, Influenza, Diabetes, Galleerbrechen, gallige Durchfälle, Oedem, ödematöse Rose; auf der Haut Bläschen, welche gelbliches Wasser enthalten; nässende Flechten, Ringflechten, sycotische Auswüchse, Katarrhe mit gelbgrünem oder grünem Secrete ec.
Das Befinden der Personen, welche an Hydrämie leiden, verschlimmert sich bei feuchtem Wetter, in der Nähe von Gewässern und in dumpfen, feuchten Kellerwohnungen; es bessert sich unter entgegengesetzten Bedingungen.